Die Integration hunderttausender Geflüchteter stellt eine gewaltige Herausforderung dar. Die Geflüchteten werden nicht nur vorübergehende Gäste sein, viele von ihnen werden bleiben. Ihre Integration bedarf mehr als Willkommenskultur und Deutschkurse. Sie setzt auch eine aktive Auseinandersetzung der Einwanderer mit der bundesrepublikanischen Gesellschaft und Kultur voraus.

Die Situation junger weiblicher Geflüchteter ist besonders schwierig: Sie sind hinsichtlich ihrer Ausbildung und Berufswahl oft gravierenden Einschränkungen wegen ihres kulturell, meist patriarchal geprägten Familienhintergrunds ausgesetzt. Ihre familialen, gesellschaftlichen und häufig auch ihre Flucht-Erfahrungen unterscheiden sich teilweise gravierend von denen männlicher Geflüchteter. Aus diesem Grund spricht das vorliegende Projekt gezielt nur weibliche Geflüchtete an und will für diese Zielgruppe in der Altersgruppe von 13 – 25 Jahren besondere Angebote entwickeln. In dieser Altersgruppe ist ein höherer Bildungsbedarf, aber auch größere Flexibilität und Offenheit gegenüber dem Neuen der bundesrepublikanischen Gesellschaft zu erwarten. Sie ist zudem sehr medienaffin, der Umgang mit Smartphone und sozialen Netzwerken ist ihr vertraut. Hier bieten sich vielfältige Anknüpfungspunkte und Kanäle, um Bildungsinhalte zu vermitteln.

Integration kann jedoch keine Einbahnstraße sein. Auch von Seiten der deutschen Jugendlichen bedarf es der Auseinandersetzung mit den Besonderheiten, Erfahrungshintergründen und kulturellem Background der jungen Geflüchteten. Sie sind Expertinnen ihrer Alltagskultur und der deutschen Gesellschaft, die geflüchteten Mädchen wiederum wissen, welche Themen für weibliche Geflüchtete ihres Alters besonders relevant sind. Erst diese reziproke Form der Auseinandersetzung kann zu gegenseitigem Verständnis und damit zu einer gelungenen Integration führen.

Das Projekt

Vor diesem Hintergrund verspricht ein Projekt, das sich speziell an junge weibliche Geflüchtete richtet und zudem Mädchen und junge Frauen aus Deutschland einbezieht, einen erfolgreichen Beitrag zur Integration leisten zu können. Unter dem Motto „meine Welt, deine Welt und unsere Welt“ bietet das Projekt den jungen weiblichen Geflüchteten wie auch den jungen weiblichen Deutschen einen spannenden interkulturellen Austausch auf Augenhöhe sowie einen Blick hinter die Kulissen der Film- und Medienproduktion. Mit professioneller Unterstützung entwickeln sie Videoprojekte, mit denen die gemeinsam ausgetauschten Erfahrungen filmisch auf den Punkt gebracht werden. Die Videos sollen Geschichten und Informationen enthalten, die generell für junge Geflüchtete von Relevanz sind, und werden auf der Website des Bildungskanals und einem YouTube-Channel veröffentlich. Sie stellen auf diese Weise eine wichtige Informationsquelle für junge Geflüchtete in den sozialen Medien dar.

Der Ansatz des Projekts, die Erfahrungen der weiblichen Geflüchteten und die der deutschen Teilnehmerinnen in eine mediale Öffentlichkeit zu transferieren beinhaltet gleichzeitig ein weiteres Integrationspotenzial, da so ein größerer Kreis von geflüchteten jungen Frauen angesprochen werden kann. Der damit zu erreichende Schneeballeffekt ist wichtig, da männliche Geflüchtete in ungleich stärkerem Maße in der deutschen medialen Öffentlichkeit präsent sind (nicht nur im negativen Sinn wie etwa die Ereignisse 2015 in Köln zu Silvester, sondern auch in Bezug auf Erfolgsmeldungen z.B. bezüglich von Lehrstellen oder Arbeitsplätzen) und die Erfahrungen weiblicher Geflüchteter, ihre Chancen in der deutschen Gesellschaft und ihre Auseinandersetzung mit dem Einwanderungsland ungleich weniger präsent sind.

Ziele des Projektes

Das Projekt ermöglicht auf diese Weise

  • einen niedrigschwelligen Zugang junger geflüchteter Frauen und Zuwanderinnen zu einer Maßnahme der gesellschaftlichen Integration und zur Erleichterung der Integration in Kultur und Alltag des Aufnahmelandes
  • interkulturelle Verständigung und Begegnung
  • begleitende Beratungs- und Unterstützungsangebote
  • Stärkung von gesellschaftlicher Teilhabe sowie kultureller, politischer und berufsorientierender Bildung sowie
  • Unterstützung der Integration durch Mentoringansätze.

Es wird angestrebt das Pilotprojekt auf Basis der gemachten Erfahrungen in den Folgejahren weiterzuentwickeln und auszubauen.

Weitere Informationen zu Open Minds können Sie unserer Selbstdarstellungsbroschüre (PDF) entnehmen.